"Starkniederschlag - was tun?"

12.03.2018 08:31

Jeder Mensch hat schon Niederschläge in Form von Regen oder Schneefall erlebt – stärker oder auch weniger stark. Nicht jeder macht sich darüber Gedanken, dabei können Starkregen oder Starkschneefälle Gefahrensituationen wie Hochwässer, Hangrutschungen, Felsstürze, Gebäudeeinstürze und andere bedrohliche Situationen hervorrufen. Gerade Hochwässer haben eine Bedeutung in der Gefahreneinschätzung für die niederösterreichische Bevölkerung. Und eben diese Hochwässer – aber auch Lawinen nach Starkschneefällen – können Gefahren für Leib und Leben bedeuten.

Starkregen

Für den Begriff des Starkregens existieren verschiedene Definitionen, die sich je nach Region auch deutlich unterscheiden können. Eine Abgrenzung erfolgt oft nach der Niederschlagsintensität in Abhängigkeit von der Niederschlagsdauer. Von Starkregen spricht man zum Beispiel bei einer Menge von mindestens 10 mm Niederschlag je Stunde. Starkregenereignisse können jedoch auch wesentlich heftiger aus-fallen. Ereignisse bei Gewittern, in denen in 30 Minuten 30 mm fallen, sind in Mitteleuropa noch relativ häufig, können aber bereits zu überfluteten Kellern führen. Immerhin ist das 30 Liter Wasser je Quadratmeter! Je stärker und je länger anhaltend diese Ereignisse sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens. Kurze, aber heftige Niederschläge sind wahrscheinlicher als langanhaltende kräftige Niederschläge, die in wenigen Tagen in Mitteleuropa bis zu 200 mm Niederschlag bringen können. Zuletzt waren langanhaltende Regenfälle im Jahr 2002 der Fall, wo dann weite Teile Niederösterreichs unter Wasser gestanden sind.

 

Starkschneefall

Starker Schneefall sorgt unter Winterurlaubern, Hoteliers und Gastronomen in den Winterschigebieten für Freude. Er bringt aber auch die verschiedensten Gefahren mit sich – von weitreichenden Verkehrsbehinderungen über Lawinenabgänge, Schneeverwehungen bei Sturm, bis hin zu Hochwasser bei Tauwetter. Und nicht zu vergessen die Gefahren durch die enorme Schneelast auf den Dächern der Häuser. Zahlreiche Menschen waren bei solchen Ereignissen schon Tag und Nacht, oft bis zur Erschöpfung, mit dem Abschaufeln der Dächer beschäftigt. Wobei ungesicherte Personen oftmals abstürzten und sich schwere, manchmal sogar tödliche Verletzungen zuzogen.

Die Gefahr von Lawinen wiederum gilt in erster Linie für den Alpenraum (westliches Niederösterreich), während Schneeverwehungen vorwiegend im Flachland des östlichen Niederösterreichs wie etwa im Bezirk Bruck an der Leitha auftreten. Von Starkschneefall spricht man, wenn in Lagen von über 800 Meter Seehöhe mehr als 30 Zentimeter Schnee in 12 Stunden fallen. Die Gefahren ergiebiger Schneefälle oder Eisanlagerungen die immer dicker und somit schwerer werden, können durchaus Gebäude und Hochspannungsmasten zum Einsturz bringen. Somit steht auch die Gefahr eines mehr oder weniger groß-flächigen Blackouts wie zuletzt im November 2013 im Großraum von Gföhl im Raum.

 

Schutzstrategien gegen die Folgen

Lange Zeit wurde versucht, die Niederschlags- oder Schmelzwässer möglichst schnell abzuleiten. Dazu wurden Flüsse und auch die Überschwemmungsflächen hinter Dämme verbannt. Dadurch wurden aber die tiefer gelegenen Gebiete mit noch höheren (teils wesentlich höheren!) Hochwasserpegeln belastet. Hochwasserereignisse der letzten Jahre (2002: Kamp und Donau; 2006: Thaya-March-Hochwasser; 2009: Europahochwasser Donau, Moldau und Oder; 2013 Hochwässer in Deutschland, Polen, Österreich, Schweiz, Slowakei, Tschechien und Ungarn; 2017 in Oberösterreich) haben gezeigt, dass ein nachhaltiger Hochwasserschutz nur durch Kombination von Flächenmanagement im Einzugsgebiet, Bereitstellung von zusätzlichem Raum für Hochwasserprävention und Einsatz von technischen Lösungen zu erreichen ist. Dazu gehört das Schaffen von neuen Rückhaltearealen wie auch die Rückbildung von ursprünglichen natürlichen Flussauen.

 

Wie können wir den privaten Bereich vor Starkregenfällen schützen?

Starke Regenfälle sorgen an vielen Stellen in Österreich immer wieder für überflutete Keller und Straßen. Mit Hilfe einiger Präventionsmaßnahmen lassen sich Schäden durch solche Extremwetterereignisse zwar nicht vollständig eindämmen – sie bieten jedoch einen guten Schutz gegen künftige Unwetter in dieser Form. Oftmals sind es bereits kleine Maßnahmen, die große Wirkung zeigen. Bei extremen Wettersituationen stellen vor allem abschüssige (Garagen-) Einfahrten eine große Gefahr dar. Das Gefälle kann bei Starkregen die beschleunigten Wassermassen binnen kürzester Zeit in die Garagen-, Keller- und Wohnräume ableiten. Das vorsorgliche Absichern mit Sandsäcken nach Ankündigung einer Unwetterlage stellt bei dieser Schwachstelle, über die viele Häuser verfügen, bereits eine brauchbare Absicherung dar.

Den Rückfluss von Niederschlagswasser aus der Kanalisation in das Hausinnere können Sie wesentlich einfacher verhindern: Dazu empfiehlt sich der Einbau von sogenannten Rückstauklappen. Der Investitionsaufwand ab 500 Euro sollte sich lohnen bedenkt man, dass Schäden in vielfacher Höhe entstehen können, wenn Wasser aus Toiletten oder Waschbecken ins Gebäudeinnere eintritt.

Grundwasserpumpensysteme sind nicht günstig, sorgen aber bei stark ansteigendem Grundwasser-spiegel dafür, dass Keller – und im schlimmsten Fall sogar Erd- und Obergeschosse – nicht unter Wasser gesetzt werden.

Notstromaggregate sorgen im Falle eines Stromausfalls für eine sichere Überbrückung. Vor allem Unternehmen (wie etwa im IT-Bereich oder im Lebensmittelhandel), die auf die dauerhafte und stabile Stromversorgung angewiesen sind, sollten eine Investition in ein Notstromaggregat überdenken. Kleinere und kostengünstigere Modelle sind für den Wohnbereich durchaus empfehlenswert!

Details zum persönlichen Schutz vor Hochwässern können Sie im Selbstschutz-Ratgeber „Hochwasser“ nachlesen, den Sie über ihren örtlichen Zivilschutzbeauftragten der Gemeinde oder über den NÖ Zivilschutzverband beziehen können (www.noezsv.at).

 

 

12.03.2018